Grenzproduktivitätstheorie
- Grenzproduktivitätstheorie
1. Charakterisierung: Von Thünen, Clark, Walras und Böhm-Bawerk entwickelte Theorie der ⇡ Einkommensverteilung. – Grundgedanke ist, dass die Unternehmer ⇡ Produktionsfaktoren derart einsetzen, dass der Gewinn maximal wird. Die Gewinnmaximierung erfolgt auf der Grundlage von ⇡ Produktionsfunktionen, wobei abnehmende Grenzerträge der Produktionsfaktoren (⇡ Ertragsgesetz) unterstellt werden, sowie von gegebenen Faktor- und Güterpreisen.
- 2. a) Die mikroökonomische G. stellt dar, welche Produktionsfaktormengen eine Unternehmung bei gegebenen Preisen nachfragt, wenn sie ihren Gewinn maximieren will. Für den gewinnmaximalen Faktoreinsatz muss gelten, dass der Faktorpreis mit dem ⇡ Wertgrenzprodukt des Faktors (d.h. dem Produkt aus Absatzpreis und Grenzproduktivität) übereinstimmt. Gleichwertig hierzu ist die Bedingung, dass der reale Faktorpreis (wie z.B. der Reallohnsatz) der Grenzproduktivität entspricht. Bei einer linear-homogenen Produktionsfunktion (wie z.B. der ⇡ CES-Funktion) wird der gesamte Erlös durch die Faktorentlohnung ausgeschöpft, es bleibt kein Gewinn (⇡ Euler-Theorem).
- b) Über die makroökonomische G. lässt sich die neoklassische ⇡ aggregierte Angebotskurve begründen. Gewinnmaximierende wettbewerbliche Unternehmen fragen am Arbeitsmarkt Arbeitskräfte entsprechend ihrer Grenzproduktivität nach. Wird von einer Produktionsfunktion mit abnehmenden Grenzerträgen ausgegangen, so verläuft die Arbeitsnachfrage in einem Reallohn-Beschäftigungs-Diagramm fallend (vgl. Abbildung „Grenzproduktivitätstheorie“).

Da im Gewinnmaximum die Grenzproduktivität gleich dem Reallohnsatz sein muss, wird durch das Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt und den dadurch fixierten Reallohnsatz auch eine bestimmte, optimale Höhe der Grenzproduktivität festgelegt. Bei einer Produktionsfunktion mit abnehmenden Grenzerträgen ist damit auch eine eindeutige optimale Höhe des gesamtwirtschaftlichen Angebots bestimmt. Dieses ist nur vom Reallohnsatz (und – bei Einbeziehung des Faktors Kapital – vom realen Mietzins des Kapitals) abhängig, d.h. bes. vom gesamtwirtschaftlichen Preisniveau unabhängig. Folglich ist die optimale Höhe des gesamtwirtschaftlichen Angebots mit jedem Preisniveau vereinbar. Genau dies zeigt die senkrecht verlaufende neoklassische ⇡ aggregierte Angebotskurve.
Lexikon der Economics.
2013.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Grenzproduktivitätstheorie — Grenzproduktivitätstheorie, von J. H. von Thünen und J. B. Clark entwickelte Theorie der Einkommensverteilung. Grundlagen sind eine »klassische« Produktionsfunktion (positive, aber abnehmende Grenzerträge der Produktionsfaktoren) und das Modell … Universal-Lexikon
Grenzproduktivitätstheorie der Verteilung — 1. Begriff: Die lange Zeit vorherrschende G.d.V. (genauer: Neoklassische Produktions und Verteilungslehre) beschreibt wichtige Zusammenhänge zwischen Produktions und Preisentscheidungen einerseits und Einkommensverteilung andererseits. 2.… … Lexikon der Economics
Grenzproduktivitätstheorie — Das Ertragsgesetz ist ein Modell aus der Volkswirtschaftslehre. Es beschreibt die Effizienz eines Wertschöpfungsprozesses, wenn nur ein variabler Produktionsfaktor erhöht wird, die anderen aber gleich bleiben (ceteris paribus). Damit bietet… … Deutsch Wikipedia
Einkommensverteilung — Ein|kom|mens|ver|tei|lung, die (bes. Wirtsch.): Verteilung des Volkseinkommens auf die [einzelnen Schichten der] Bevölkerung. * * * Einkommensverteilung, die Aufteilung des Volkseinkommens entweder auf die Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital… … Universal-Lexikon
postkeynesianische Verteilungstheorie — 1. Grundgedanken: Postkeynesianer lehnen die traditionelle ⇡ Grenzproduktivitätstheorie der Verteilung zur allgemein gültigen Erklärung von Verteilungsgesetzen ab. Das gilt für die bekannten Partialanalysen, die häufig umstandslos auf die… … Lexikon der Economics
Kapitalkontroverse — Als Kapitalkontroverse bezeichnet wird eine Debatte in der Wirtschaftstheorie der 1960er Jahre um die Natur und Rolle von Kapitalgütern als Produktionsfaktor bzw. Produktionsmittel. Hauptsächlich waren daran beteiligt Joan Robinson, Piero Sraffa… … Deutsch Wikipedia
Von Thünen — Johann Heinrich von Thünen Johann Heinrich von Thünen (* 24. Juni 1783 in Canarienhausen, Wangerland; † 22. September 1850 in Tellow bei Teterow, Mecklenburg) war ein deutscher Agrar und Wirtschaftswissenschaftler, Sozialreformer und Muste … Deutsch Wikipedia
Zins — Aufwand; Ertrag; Aufschlag; Abgabe; Verzinsung * * * Zins [ts̮ɪns], der; es, en: in Prozenten ausgedrückter Betrag, den jmd. von der Bank für seine Einlagen erhält oder den er für zeitweilig ausgeliehenes Geld bezahlen muss: er hat ein Sparbuch… … Universal-Lexikon
angebotsbeschränktes Gleichgewicht — Begriff der Makroökonomik. Ist die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage größer als die gewinnmaximale Produktion der Unternehmen, ergibt sich die Höhe des Nationaleinkommens aus dem Angebot der Unternehmen. Es gilt die Angebotsverteilung in Form… … Lexikon der Economics
angebotsorientierte Verteilungstheorien — an der Angebotsseite des Gütermarktes ansetzende ⇡ Verteilungstheorien, wie Grenzproduktivitätstheorie (⇡ Grenzproduktivitätstheorie der Verteilung) und Monopolgradtheorie (⇡ Monopolgradtheorie der Verteilung) … Lexikon der Economics